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3. Abschnitt - Legalisierte Müllgeschäfte?


Deponie Spröda

09.10.2004 - Vor der Deponie Spröda Eine der größten Erhebungen im Gebiet des ehemaligen Altkreises Delitzsch ist bezeichnenderweise die Deponie Spröda.
Nahezu harmonisch fügt sie sich in die ansonsten flache Landschaft ein. Seit ca. zwei Jahren wird von Betreiberseite viel getan, um wenigstens den äußeren Eindruck eines ordnungsgemäßen Deponiebetriebes zu vermitteln.

Aus der Nähe betrachtet zeigt sich jedoch ein diametral anderer Anblick. Der Zustand der Deponie gibt Anlass zur Sorge.
Die nachfolgenden Bilder sind hierfür repräsentativ.

09.10.2004 - Auf der Deponie Spröda 09.10.2004 - Auf der Deponie Spröda
30.04.2003 - Auf der Deponie Spröda 30.04.2003 - Auf der Deponie Spröda
Hunderttausende Kubikmeter Abfälle, zum überwiegenden Teil Kunststoffe, die zuvor durch die „Verwertungsanlagen“ der Kreiswerke geschleust wurden, füllen nun die Deponie des Landkreises Delitzsch. Wir haben mehrfach die zuständigen Behörden über diese Missstände informiert. Die Vermutung liegt nahe, dass die in den Amtsstuben eingetretene „Leichenstarre“ alle Probleme bis zur Deponieschließung lösen soll.

09.10.2004 - Wellasbestreste auf der Deponie Spröda 05.12.2004 - Küchenreste mit Kadaverteilen auf der Deponie Spröda
Wellasbestreste
Küchenreste mit Kadaverteilen

13.04.2003 -  Alttextilien auf der Deponie Spröda 13.04.2003 -  Alttextilien auf der Deponie Spröda
Können Sie sich noch an das Foto mit Ballen aus Alttextilien, welches in der „Verwertungsanlage“ in Delitzsch Südwest aufgenommen wurde, erinnern? 13.04.2003 -  Alttextilien auf der Deponie Spröda

Historisches

In den Jahren 1991 bis November 1993 wurden auf die Deponien Spröda, Lissa und Priestäblich (Betreiber war die Kreiswerke Delitzsch GmbH) „Schredderabfälle illegal abgekippt“ (lt. Schreiben des Bayerischen Staatsministeriums des Innern an das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landesentwicklung/Dresden vom 24.04.1994). Dabei handelte es sich um Schredderleichtfraktionen. Nach den Ermittlungen der Kripo Nürnberg steht anhand von Fakten, Zeugenaussagen und Sachbeweisen unstrittig fest, dass in dem genannten Zeitraum die Firma Kapp/W.E.S. Schredderabfälle der Nürnberger Firma Dorner in einer Menge von ca. 18.700 m³ auf die Deponie Lissa verbracht hat. Diese waren hoch mit Schwermetallen, extrahierbaren lipophilen Stoffen, Kohlenwasserstoffen und PCB belastet. Im wesentlichen Ergebnis der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, wird ausgeführt, dass auf der Deponie Lissa 11.598 t Schredderabfälle, auf der Deponie Spröda 6.113 t und auf der Deponie Priestäblich 1.337 t Schredderrückstände illegal abgelagert worden sind.

Beispielsweise wurde ein arithmetischer Mittelwert für PCB, welches in den Schredderabfällen enthalten war, von 70,8 mg/kg (Bandbreite von 11 bis 149 mg/kg) festgestellt. Zu berücksichtigen ist, dass der gesetzlich vorgeschriebene Grenzwert für PCB bei Ablagerungen auf Deponien, die nicht nach unten hin abgedichtet sind, wie dies bei den hier vorliegenden Deponien der Fall ist, bei nur 2 mg/kg liegt. Insofern liegt hierbei eine Überschreitung um das bis 75-fache vor.

Beteiligt an dieser Umweltstraftat waren neben der Firma Dorner Schrott aus Nürnberg auch die Kreiswerke Delitzsch. Gegen den Geschäftsführer Dr. Manfred Buder wurde ein Ermittlungsverfahren eröffnet, das mit einer Einstellung nach § 153 a StGB endete. Auch in Nürnberg waren zuvor etwa 1.000 t des gleichen Materials abgelagert worden, allerdings veranlasste dort die Stadt Nürnberg die Auskofferung, d.h. das Ausbaggern und Entfernen dieser Schredderabfälle.


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