Kommunale Energie im Wettbewerb

Unter der Themenüberschrift "Kommunale Energie im Wettbewerb" veranstaltete die Technische Werke Delitzsch GmbH (TWD) am Mittwochabend (27. Juni 2001 ) eine Talkrunde im Hotel "Zum Weissen ROSS". Dem Thema angepasst, setzte sich die Diskussionsrunde unter Leitung des bekannten Tagesschausprechers und Riverboat-Moderators Jan Hofer wie folgt zusammen:

Herr Bieniek Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Delitzsch
Herr Mörtl Geschäftsführer der TWD GmbH
Herr Sarry Vorstand der Thüringer Energie AG (TEAG)
Herr Eschment Vorstand Gasverkauf/Technik der Verbundnetz Gas AG Leipzig
Herr Horix Prokurist der MVV Energie AG Mannheim
Herr Kamps Abteilungsleiter Wirtschaft und Arbeit beim Regierungspräsidium Leipzig
Herr Dr. Buder Geschäftsführer der Kreiswerke Delitzsch GmbH (KWD)

Obwohl nicht Thema der langfristig vorbereiteten Veranstaltung ging der Oberbürgermeister zu Beginn der Veranstaltung auf die aktuellsten Meldungen über bevorstehende Schließungen von Bahnwerken in den neuen Bundesländern und dabei insbesondere auf die Schließung des Bahnwerkes Delitzsch ein. Er bekundete seine Solidarität mit den Betroffenen und versicherte, dass er ähnlich den Aktivitäten zur Rettung von Arbeitsplätzen in der Zuckerfabrik seine ganze politische Kraft zum Erhalt des Standortes in die Waagschale werfen wird. Im ausverkauften Haus mit ca. 120 Gästen lenkte dann Jan Hofer die Diskussion umsichtig und souverän auf die Zuckerfabrik, wo TWD gemeinsam mit der MVV Energie AG Mannheim eine ökologisch unbedenkliche Biomasseverbrennungsanlage betreiben will. Die Sicherung von 45 Arbeitsplätzen wäre gewährleistet. Neuesten Meldungen zufolge hat ein holländisches Bieterkonsortium den Zuschlag zum Erwerb der Zuckerfabrik erhalten. Im Ergebnis dieser Entwicklung wird der Bau einer eigenen Biomasseverbrennungsanlage durch TWD und MVV Energie AG geprüft.
Fragen zum Kerngeschäft eines Versorgungsunternehmens wie TWD waren der Hauptteil des Talks. So konnten die Herren Sarry und Eschment Auskunft zur Belieferung der TWD mit Strom bzw. zu einer möglichen Belieferung mit Erdgas geben. Im liberalisierten Energiemarkt ist das Erzielen günstiger Einkaufspreise die Voraussetzung, um im Wettbewerb um den Kunden bestehen zu können.
Die wohl vielen Stadtwerken unter den Nägeln brennende Frage "Warum dürfen im freien Wettbewerb alle großen Energieunternehmen wie die Regionalversorger und Händler im Konzessionsgebiet hineinversorgen, das heißt Kunden abwerben, aber den Stadtwerken ist es laut Gemeindeordnung nicht erlaubt, am freien Wettbewerb teilzunehmen, sprich über ihre Stadtgrenzen hinaus beliefern?" wurde an Herrn Kamps vom Regierungspräsidium gerichtet. Dahingehende Regelungen, die in anderen Bundesländern schon üblich oder in Vorbereitung sind, wären auch im Freistaat Sachsen wünschenswert. Auf mögliche Effekte der Liberalisierung des Energiemarktes auf den Wasser- und Abwasserbereich wurde in der Diskussionsrunde kurz hingewiesen. Dr. Buder bezog die Abfallproblematik in das Gespräch ein und ließ keinen Zweifel offen, dass progressive Lösungen zu deren Beseitigung gefunden werden müssen. Da Versorgungs- und Entsorgungswirtschaft einen Dienstleistungsauftrag für unsere Bürger zu erfüllen haben, liegt es nach Auffassung der Herren Mörtl und Dr. Buder nahe zu prüfen, inwieweit Synergien zwischen TWD und KWD in Zukunft genutzt werden können. Über Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit wird nachgedacht.
Eine rundherum gelungene Veranstaltung mit einem hohen Informationswert fand im Hotel "Zum Weissen ROSS" statt. Über weitere Gesprächsrunden im Interesse unserer Bürger sollte nachgedacht werden. Besonderer Dank gilt dem zahlreich erschienenen Publikum, den Talkteilnehmern und besonders dem Moderator Jan Hofer.

Amtsblatt der Stadt und des Landkreises Delitzsch, 06.07.2001