Für Delitzsch ist eine Müllverbrennungsanlage erneut in der Diskussion

Wo und wie kostenintensiv, das sind die wichtigsten Fragen

Delitzsch. Für eine der Müllverbrennungsanlagen die Sachsen in den nächsten Jahren zulassen will, ist erneut das Industriegebiet Delitzsch-Südwest im Gespräch, als Umwelt- Staatssekretär Dieter Reinfried Vorstellungen einer sächsischen Gesetzesnovelle zur Abfallwirtschaft und zum Bodenschutz am Donnerstag in Dresden erläuterte.

Bei verschiedenen Gelegenheiten wurde, obwohl noch nichts entschieden ist, schon über ein solches Projekt für Delitzsch laut nachgedacht, so jüngst im Rahmen der Diskussionen um die Erhöhung der Abfallgebühren im Kreis. Als öffentlicher Müllentsorgungsträger, so Bernhard Voll , Umweltdezernent im Landratsamt, müsse auch unser Kreis den Forderungen einer bundesweiten Anleitung zum Siedlungsabfall nachkommen, die vorsehe, daß ab 2005 nur noch Abfall verkippt werden darf, dessen organische Bestandteile nicht mehr als 5 Prozent betragen. Das sei nur durch eine thermische Behandlung zu erreichen. "Dafür brauchen wir eine entsprechende Anlage, das ist unbestritten. Nun geht es nur noch darum, wo und wie kostenintensiv. Das muß gut vorbereitet werden."

Am Donnerstag sei dazu eine Studie abgenommen worden, aus der hervor geht, welche Bedingungen für die Vorplanungen erfüllt werden müssen. Und auch bei den entsprechenden Körperschaften, die daran beteiligt werden müssen, seien Entscheidungen gefragt.

Ulf ‚Jäckel, Kreisvorsitzender Bündnis90/Die Grünen: "Grundsätzlich findet das nicht unsere Zustimmung, weil es auch der Müllvermeidungsstrategie entgegensteht. Wenn eine Verbrennungsanlage gebaut wird, braucht sie auch einen gewissen Durchsatz. Nach diesem werden die Gebühren berechnet. Wenn die Leute Müll trennen und damit vermeiden, werden die Gebühren raufgesetzt. Das kennen wir vom Abwasser. Das Gleiche passiert beim Müll. Die Verbrennungsanlagen sind über mindestens 20 Jahre Laufzeit ausgelegt und sie müssen betrieben werden, damit das Geld wieder reinkommt. Und wenn man Müll sauber trennt, brennt er nicht mehr. Der eigentliche Restmüll ist Asche. Weiter sind da die Emissionen. Es gibt zwar einige Möglichkeiten über Rauchgasreinigung, die Schadstoffbelastung zu senken. Aber es kommt immer noch einiges oben raus. Seit mehreren Jahren schon werden bundesweit Überlegungen angestellt, wie man die Problematik anders anpacken kann. So gibt es mechanisch thermische, mechanisch-biologische Anlagen, die das Müllvolumen reduzieren, den Müll deponiefähig machen. Dahinter steckt die technische Anleitung Siedlungsabfälle. Organische Substanz ist z. B. Plaste, das wird über Glühverlust festgestellt. Hier hat man mechanisch-biologische Verfahren entwickelt, die wesentlich billiger sind, dezentral eingesetzt werden können und dasselbe Ziel erreichen."

red.

LVZ vom 16./17.01.1999