MVA-Gegner kündigen rechtliche Schritte an

Delitzsch. Wird die geplante Müllverbrennungsanlage (MVA) ein Fall für die Gerichte? Die Verbrennungsgegner jedenfalls kündigten jetzt rechtliche Schritte an, um eine MVA in Delitzsch-Südwest zu verhindern. "Im Interesse der Bürger haben wir die Anwaltskanzlei Dr. Schacht Hamburg zwecks Prüfung der Richtigkeit des bestehenden Ausschreibungsverfahrens eingeschaltet", erklärten gestern die Bürgerinitiative "Müllverbrennung Delitzsch? Nein!" und die Delitzscher Ortsgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einem LVZ vorliegenden gemeinsamen offenen Brief. Darin begrüßen sie zwar aus "ökologischer Sicht" die vorgesehene Verwertung des im Landkreis Delitzsch anfallenden Hausmülls in einer mechanisch-biologischen Anlage auf der Großdeponie Cröbern bei Leipzig. Sie erneuerten zugleich aber ihre ablehnende Haltung gegenüber einer MVA in Delitzsch. Der Transport von jährlich über 80.000 Tonnen Restabfall aus Cröbern zu einer Verbrennungsanlage nach Delitzsch stehe "im Widerspruch zur Aussage des Landrates gegen Mülltourismus", erklärten die MVA-Gegner und wiesen darauf hin, dass von dem aus Cröbern anzuliefernden so genannten Trockenstabilat lediglich 6000 bis 8000 Tonnen auf den Landkreis Delitzsch entfielen. Nur für diese Menge allein sei der Landkreis verantwortlich, heißt es in dem Schreiben, das an den sächsischen Ministerpräsidenten, den sächsischen Umweltminister, den Landrat und die Kreisräte des Landkreises Delitzsch sowie den Oberbürgermeister und die Stadträte der Großen Kreisstadt Delitzsch gerichtet ist. Eine Notwendigkeit zum Bau einer thermischen Abfallbehandlunganlage sehen die MVA-Gegner dadurch nicht. Als "ökologisch und ökonomisch sinnvoll"; erachten sie es vielmehr, das in Cröbern entstehende Trockenstabilat nach Schwarze Pumpe zur Methangasgewinnung zu bringen, wo es "in umfangreichen Mengen" benötigt werde.

Sowohl Bürgerinitiative als auch BUND-Ortsgruppe befürchten eine Verschlechterung der Lebensqualität in Delitzsch, wenn dieMülltransportund Verbrennungspläne nicht gestoppt würden. Sie riefen unterdessen zu einer Demonstration am kommenden Donnerstag, 20. Juni, um 15.30 Uhr vor dem Delitzscher Rathaus auf. Eine halbe Stunde später sollen an diesem Tag dieDelitzscher Stadträte in öffentlicher Sitzung darüber entscheiden, ob sie einem Verkauf des Grundstücks für die MVA zustimmen oder nicht.

Klaus Staeubert

LVZ-Online, 18.Juni 2002