Innovative Firma verlässt Delitzsch in Richtung Leipzig

Bioplanta-Chef: Standort hat Chancen verpasst

VON ULRICH MILDE

Delitzsch. Bye, bye, Delitzsch. Die Kreisstadt verliert eines ihrer vielleicht zukunftsträchtigsten Unternehmen.Die Bioplanta GmbH, bis jetzt an der Benndorfer Landstraße beheimatet, zieht nach Leipzig zurück. Morgen werden dort in der Biocity am Deutschen Platz die neuen Labor- und Geschäftsräume eröffnet.

Die Wegzug-Begründung von Bioplanta-Chef Andre Gerth hört sich wie eine schallende Ohrfeige für den Standort Delitzsch an. Es gebe ein "klares Bekenntnis der Stadt Leipzig zur Entwicklung der Biotechnologie". Gerade jetzt, in Zeiten der wirtschaftlichen Schwäche, sei es wichtig, "dass produzierende, Steuern zahlende Unternehmen eine umfangreiche Unterstützung bei Standortentwicklung und Ausbau erhalten".

Dagegen hat es Delitzsch nach Ansicht von Gerth versäumt, sich in Richtung neuer Technologien zu entwickeln. "Hier wurden Chancen verpasst." Deshalb habe seine Firma am alten Standort keinerlei Entwicklungsmöglichkeiten mehr gesehen.

Auch in Sachen Marketing macht Gerth Versäumnisse des Standortes aus. Delitzsch unterscheide sich in der öffentlichen Aufmerksamkeit nicht von anderen Landkreisen des Regierungsbezirks. "Der Kreis wird von außen nicht wahrgenommen." Bioplanta wurde 1991 gegründet, nahm die Arbeit in Leipzig auf und verlagerte 1994 den Sitz nach Delitzsch. Der Betrieb hat zehn Mitarbeiter, schreibt schwarze Zahlen und erzielt einen Jahresumsatz von einer Million Euro. Das innovative Unternehmen wurde bekannt durch eine Methode für die Reinhaltung von Boden und Wasser und ist nun mit einem neuen Verfahren zur biotechnologischen Produktion von Pflanzenwirkstoffen auf dem Markt. Erste Lieferverträge mit der Pharmaindustrie wurden bereits abgeschlossen.

LVZ, vom 10.03.2003