Annährung im Zoff um Müllreste

Kreis und ZAW suchen Alternativen

Von Alexander weise

Kreisgebiet. Waffenstillstand zwischen Kreis Delitzsch und Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW): Im Müllstreit um heizwertreiche Reste haben sich beide Seiten verständigt, zunächst nach einem Kompromiss zu suchen. Dem Vernehmen nach sollen Verwertungsalternativen für die strittigen Reste geprüft sowie Kosten durchgerechnet werden.

Hintergrund ist der Zoff um mittel- und hochkalorische Materialien, die von der Westsächsischen Entsorgungs- und Verwertungsgesellschaft (WEV), Deponiebetreiber sowie ZAW-Tochter, an die Kreiswerke zur Produktion von Ersatzbrennstoff geliefert werden. Mit Verweis auf Qualitätsmängel hatten die KWD die Abnahme der zugesicherten Menge (300 Tonnen pro Tag) verweigert. Die WEV musste sie teuer am Markt losschlagen - und riss ein Loch von rund 5,5 Millionen Euro in ihre Kasse. Petra Köpping, ZAW-Vorsitzende sowie Landrätin des Kreises Leipziger Land, drohte Delitzsch mit eine Millionen-Klage (wir berichteten).

Wir streben die wirtschaftlichste Lösung an“, erklärten gestern Delitzschs Landrat Michael Czupalla und Köpping nach einem erneuten Schlichtungstermin. Offen blieb, wie das Defizit der WEV gedeckt werden soll. „Müllgebührenerhöhungen wollen wir unbedingt vermeiden“, betonte Köpping, die sich „einen Beitritt Delitzschs“ zum ZAW wünscht.

Täglich nehmen die KWD 50 Tonnen heizwertreiche Reste aus Cröbern an, um neue Rezepturen für Ersatzbrennstoffe zu testen. „Der Probebetrieb für neue Verwertungsmöglichkeiten läuft“, so Czupalla.

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 22.03.06


GUTEN MORGEN


Das Damoklesschwert - es trägt die Inschrift „Müllgebührenerhöhung“. Seit sich der Landkreis Delitzsch und der Zweckverband Abfallwirtschaft Westsachsen (ZAW) wie Kampfhunde ineinander verbissen haben, schwebt es über den Köpfen der Bevölkerung von Torgau-Oschatz bis Döbeln, von Leipziger Land bis Delitzsch. Doch baumelt es seit gestern zumindest nicht mehr am seidenen Faden. Die Streitparteien, die wegen der Abnahme und Verarbeitung heizwertreicher Reste von der Deponie Cröbern über Kreuz liegen, geben ihre Blockadepolitik auf und suchen nach einer einvernehmlichen Lösung. Praktisch in letzter Sekunde mischen ZAW und Kreis der Debatte, die nicht immer mit feiner Klinge geführt wurde, eine Portion Vernunft bei und wenden einen Klageprozess ab, der die betroffene Müllregion erdbebenartig erschüttert und zwischen den Landkreisen tiefe Gräben gerissen hätte. Eine Eskalation ist nicht zu befürchten. Zwar legten sich ZAW und Kreis hinsichtlich ihrer Verhandlungsstrategie gegenseitig einen Maulkorb an. Einstimmig aber ließen sie verlautbaren: „Gebührenerhöhungen müssen unbedingt vermieden werden“. An dieser Aussage werden sich alle Kompromisse messen lassen müssen.

Ihr Alexander Weise

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 22.03.06


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