Biomassekraftwerk: Vertrag gekündigt

Delitzsch. (dom). Wieder Hickhack um das Biomassekraftwerk in Delitzsch: Die Stromfabrik von Hauptgesellschafter TWD und der EON-Töchter Thüringen Energy AG und Energy Projects hat den im Jahr 2004 unterzeichneten Kooperationsvertrag mit der Zulieferer-Arge mit sofortiger Wirkung gekündigt. Eine der Arge-Firmen, die Heisterner Holz-Recycling GmbH aus Sandersdorf, hatte auf der Basis des 20-Jahres-Kontraktes in die Erweiterung ihrer Zerspanungsanlage investiert.


Biomassekraftwerk – neuer Knatsch

Gesellschafter kündigen Kooperation mit Zulieferern / Schadenersatzklage droht

Von DOMINIC WELTERS

Delitzsch. Längst bekannt: Einige Betriebe der Stadtwerke stecken in der Krise. Die Holding-Tochter Technische Werke Delitzsch (TWD) ist wegen der roten Zahlen beim Biomassekraftwerk (BMKW) laut der kaufmännischen Geschäftsführerin Yvonne Bargatzky-Bender dabei „das größte Sorgenkind“. Als wenn es der Hiobsbotschaften nicht schon genug geben würde, droht das nächste Ungemach – in Form einer Schadenersatzklage.

Ein weiteres Mal im Blickpunkt: die Biomassekraftwerk Delitzsch GmbH in der Carl-Friedrich-Benz-Straße, an der die Technischen Werke 44,5 Prozent, die EON Thüringen Energy AG 30,4 Prozent und die EON Energy Projects GmbH 25,1 Prozent der Anteile halten. Nach Informationen der Kreiszeitung kam das Gesellschafter-Trio jetzt darin überein, einen Kooperationsvertrag mit sofortiger Wirkung zu kündigen, der erst 2004 vereinbart worden war. Inhalt des Kontraktes: Das Kraftwerk wird in den nächsten 20 Jahren von drei Unternehmen beliefert, die jährlich insgesamt 150000 Tonnen Holz zu beschaffen haben. Die beauftragten Firmen, die bislang eine so genannte Arge bildeten, sind die TWD über diverse Partnerfirmen selbst, die Heisterner Holz-Recycling GmbH aus Sandersdorf und die Becker Umweltdienste Chemnitz.

Doch die Zusammenarbeit zwischen dem BMWK respektive dessen Tochter Holzkontor Sachsen GmbH und der Arbeitsgemeinschaft ist seit vergangener Woche Geschichte – angeblich wegen mangelnder Qualität des Altholzes. Weder von Seiten der Kraftwerksleitung noch aus der Chefetage des Hauptgesellschafters TWD war dazu gestern eine Stellungnahme zu erhalten.

Eines der betroffenen Arge-Unternehmen – nach Angaben gut unterrichteter Kreise die Firma Heisterner Holz-Recycling – erwägt juristische Schritte gegen die Vertragskündigung und strebt offenbar eine Schadenersatzklage an. Heisterner, ein mittelständisches Unternehmen mit 15 Beschäftigten am Standort Sandersdorf bei Bitterfeld, hat auf Grundlage des Kooperationsvertrages BMKW/Arge in eine Aufbereitungsanlage investiert, die Holzhackschnitzel abwirft. Die Arge-Partner hatten sich darauf verständigt, jeweils 10.000 Tonnen Holz direkt an das Delitzscher Kraftwerk zu liefern und 40000 Tonnen pro Jahr an Heisterner. So sollte die Auslastung der Zerspanungsanlage in Sandersdorf gewährleistet werden. Ein Insider zu der neuen Entwicklung: „Ohne den Arge-Vertrag können die bei Heisterner in Sandersdorf wohl einpacken.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 24.03.2006


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