„Wir sondieren den Markt“

Eon Thüringer Energie AG hält Verkauf von Biomassekraftwerk für Option / Anlage steht still

Von Dominic Welters

Delitzsch/Erfurt. Vom Netz ist momentan das Biomassekraftwerk (BMKW) in der Delitzscher Carl-Friedrich-Benz-Straße: Die Anlage produziert bereits seit 5. Mai keinen Strom mehr. An diesem Zustand wird sich bis zum 25. Mai auch nichts ändern. Grund sind planmäßige Wartungs- und Reparaturarbeiten. Dies teilte gestern Olaf Werner von der Eon Thüringer Energie AG, neben Hauptgesellschafter Technische Werke Delitzsch (TWD; 44,5 Prozent) und Eon Energy Projects einer von drei Anteilseignern an der BMKW GmbH, auf Anfrage der Kreiszeitung mit. „Die Hauptaktivitäten liegen dabei im Feuerraum“, erläuterte der Sprecher aus der Erfurter Zentrale von Thüringer Energie. Im Herzstück des Kraftwerks, in dem ansonsten Temperaturen um die 1000 Grad Celsius herrschen, führten Mitarbeiter des Unternehmens Alstom Power Conversion gerade Schweißarbeiten durch. „Im Rahmen von Garantieleistungen wird unter anderem das Feuerrost erneuert“, so Werner.

Nicht ausgeschlossen, dass demnächst noch ganz andere Arbeiten an der – inklusive Holzkontor – rund 50 Millionen Euro teuren Biostromfabrik durchgeführt werden. Von einem möglichen neuen Eigentümer veranlasst. Nachdem Stadtwerke-Geschäftsführerin Hedwig Reiter dieser Tage eine Veräußerung der TWD-Anteile an der BMKW GmbH in die Debatte geworfen hatte (wir berichteten) und sich morgen damit auch die Stadträte beschäftigen, bestätigte jetzt mit Thüringer-Energie-Sprecher Werner erstmals ein Vertreter des Eon-Konzerns, dass in Sachen Biomassekraftwerk nichts mehr unmöglich ist. Soll heißen: Es gibt zwar noch keinen Verkaufsbeschluss, „aber wir sondieren den Markt“, so Werner. „Eine Veräußerung ist schon deshalb Teil der Überlegungen, weil es um die Profitabilität der Anlage nicht sonderlich gut steht.“ Konkrete Angebote gebe es indes nicht. Die Kreiswerke Delitzsch als ein möglicher Interessent seien ihm unbekannt. Hingegen stehe fest: „Alle drei Partner ziehen an einem Strang.“ Wenn, dann würden alle verkaufen. Oder alle versuchen, „das Kraftwerk auf solide Füße zu stellen“. Letzterem diene im Übrigen auch das „aktuelle Geschäft“ – womit Werner besagte Wartungsarbeiten meinte.

LVZ, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung, 17.05.2006, Seite 3


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