Wer überbringt schon gern schlechte Botschaften?

SPD-Fraktionsvorsitzender Siegfried Schönherr rät TWD-Geschäftsführer Jörn Otto, sich nicht instrumentalisieren zu lassen

Jörn Otto Siegfried Schönherr

Delitzsch (kr). „Nach einem Jahr des Stillstandes und fruchtloser Diskussionen kommt nun endlich Bewegung in die kommunalen Betriebe.“ So interpretiert Siegfried Schönherr, Vorsitzender der SPD-Fraktion des Delitzscher Stadtrates, das dieser Tage veröffentlichte Interview der Kreiszeitung mit dem Geschäftsführer der Technischen Werke Delitzsch (TWD) Jörn Otto zu verschiedenen Problemen des Unternehmens. Otto stehe vor einer schweren Aufgabe, so Schönherr. Die SPD-Fraktion wolle beim Lösen der Probleme ihren Beitrag leisten. Der neue TWD-Geschäftsführer solle sich aber in den Strudel um den CDU-Oberbürgermeister Heinz Bieniek nicht hineinziehen lassen, merkt Schönherr an. Das habe er nicht nötig, weil er in die Fehlentscheidungen der Vergangenheit nicht verstrickt sei. Der SPD-Fraktionschef hofft, „dass Otto nicht missbraucht wird, die Öffentlichkeit von zentralen Aspekten des komplizierten Gesamtproblems abzulenken“. Einige Aussagen Ottos wollte Schönherr dennoch „ins rechte Licht“ rücken: Das Biomassekraftwerk (BMKW) und dazugehörige Holzkontor im Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest wurden für rund 60 Millionen Euro gebaut. Werden die Verluste seit 2002 und ein Drittel des Verlustes aus dem Verkauf an den Dalkia-Energiedienstleister zusammengerechnet, komme man sehr wohl auf einen Schaden von über zehn Millionen Euro durch den BMKW-Verkauf. Das seien über 350 Euro pro Delitzscher. Die TWD trage ein Drittel des Verlustes, wegen der Beteiligungsverhältnisse am Kraftwerk. „Gern würden wir das genau vorrechnen. Aber der Verkaufspreis ist Stadtgeheimnis Nummer eins und der OBM weiß genau, warum er darauf großen Wert legt“, stellt Schönherr fest. Verluste in zweistelliger Millionenhöhe hatte Otto im Kreiszeitungs-Gespräch nicht bestätigt und solche Angaben als „unseriös“ bezeichnet.

Zum im Interview erwähnten Restrisiko aus dem BMKW-Verkauf merkt der SPD-Stadtrat an, dass sich dieses aus mehreren Einzelrisiken zusammensetze, die nicht mehr beeinflusst werden könnten. „Herr Otto hat das diplomatisch ausgedrückt: Die in Euro messbaren Risiken seien überschaubar.“ Was korrekt wäre. Aber es gebe eben noch andere Risiken, die Otto bekannt seien. Für Schönherr ist klar: Wenn Delitzsch Pech hat, könnten enorme Folgeschäden aus dem Kraftwerks-Abenteuer auf die Stadt zukommen, die sie nicht stemmen kann. „Aber wer überbringt schon gern schlechte Botschaften?“ An der Konsolidierung der städtischen Betriebe müsse jetzt weitergearbeitet werden, der Blick sei nach vorn zu richten, ergänzt Schönherr, ohne dabei blind zu werden für das, was geschehen ist. „Herrn Otto, den anderen Geschäftsführern und vor allem den weiteren Angestellten der städtischen Betriebe möge dabei das Glück der Tüchtigen zur Seite stehen.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch und Umgebung, Seite 20, 20.06.2007


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