Kreiswerke wollen auf ein Lager verzichten

Geringeres Aufkommen von heizwertreicher Fraktion / zusätzliche Kapazität für 200.000 Tonnen in Spröda nicht erforderlich

Von Ditmar Wohlgemuth

Delitzsch. Die Kreiswerke Delitzsch GmbH (KWD) werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht das kurz vor der Genehmigung stehende Langzeitzwischenlager auf dem Gelände der ehemaligen Bauschutt-Recyclinganlage der Deponie Spröda bauen. Dies teilte gestern auf Anfrage dieser Zeitung Volker Kunze, stellvertretender Geschäftsführer, mit. Eine entgültige Entscheidung stehe aber noch aus, hieß es weiter.

Kunze begründete die veränderten Planungen mit einem wesentlich geringeren Aufkommen der so genannten heizwertreichen Fraktion (HWRF) aus der Mechanisch-Biologischen Abfallbehandlungsanlage in Cröbern. Ursprünglich waren die KWD davon ausgegangen, täglich 550 Tonnen der in Ballen gepressten und in Folie verpackten HWRF einlagern zu müssen, um später daraus den Ersatzbrennstoff Carbo light im Gewerbegebiet Delitzsch-Südwest zu produzieren. Berechnungen hätten jetzt ergeben, dass die derzeit anfallenden Mengen „in Zusammenarbeit mit auswärtigen Kooperationspartnern“ woanders zwischengelagert werden können. „Somit ist das Einrichten des 200.000 Tonnen fassenden Langzeitlagers nicht mehr erforderlich“, stellte Kunze fest. „Die Genehmigung für das Lager, das eine Laufzeit bis 2010 hätte, haben wir so gut wie in der Tasche.“ Das entsprechende Verfahren einschließlich des Erörterungstermins sei gelaufen (wir berichteten). Einwände, die die Statik des aufeinandergestapelten, 20 Meter hohen Baues und die Ableitung des Niederschlagswassers betreffen, wären geklärt. „In spätestens 14 Tagen haben wir die Genehmigung“, will der stellvertretende KWD-Geschäftsführer wissen. Doch die braucht das Entsorgungsunternehmen faktisch nicht mehr. Statt dessen beantragten die KWD eine Verlängerung des bereits bestehenden Kurzzeitlagers auf der Altsalzdeponie in Spröda bis 31. Dezember 2008, wie gestern Stefan Barton, Sprecher des Regierungspräsidiums (RP) Leipzig, bestätigte. „Wir bedauern dies ausdrücklich“, erklärte er und kündigte gleichzeitig eine Kontrolle des Umweltfachamtes des RP an. Denn spätestens bis zum 10. August muss sich etwas auf dem Kurzzeitlagerplatz tun. Genau vor einem Jahr waren die ersten weißen HWRF-Ballen eingelagert worden. Nach zwölf Monaten müssen sie das Lager aber wieder verlassen. Nur dann würde alles gesetzes- und genehmigungskonform laufen. „Die Bezeichnung Kurzzeitlager bezieht sich auf die Lagerzeit der Ballen, nicht auf die Fläche“, stellte Kunze klar. „Wir werden alte Ballen auslagern und mit neuen ergänzen.

Die Kreiswerke sparen mit dem Aufgeben des 200.000-Tonnen-Lagers erhebliche Investitionen. Gleichzeitig rechnen die Verantwortlichen damit, dass für die Laufzeitverlägerung Unterlagen, wie die bereits erarbeitete Umweltverträglichkeitsstudie, im neuen Genehmigungsverfahren mit einfließen können. „In einer Antragskonferenz werden genau diese Fragen geklärt“, stellte Barton in Aussicht. Wann diese stattfinden wird, ist noch nicht bekannt.

Der Verein „Sauberes Delitzscher Land“ wirft den KWD vor, die HWRF nicht nur zwischen- sondern in Spröda endlagern zu wollen.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch und Umgebung, Seite 17, 02.08.2007


Der Landkreis im Brennpunkt

Zu einem Rundtischgespräch laden morgen ab 19 Uhr engagierte Bürger in das Bürgerhaus Delitzsch, Securiusstraße 34, ein. Das Treffen ist mit „Der Landkreis Delitzsch – Analyse der Situation“ überschrieben. Der parteilose Landwirt Dietmar Mieth aus Zschepen vom Verein „Sauberes Delitzscher Umland“ und der ebenfalls parteilose freiberuflich tätige Umwelt- und Abfallberater Sieghard Weck rufen das Bürgerforum mit dem Ziel ins Leben, einen Informations- und Meinungsaustausch zu ermöglichen.


Leipziger Volkszeitung, Delitzsch und Umgebung, Seite 17, 02.08.2007


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