Lagerzeit für heizwertreiche Abfälle läuft ab

Kontrollgruppe des Regierungspräsidiums prüft in Deponie Spröda

Von Ditmar Wohlgemuth

Kreiswerke-Prokurist Volker Kunze (Mitte) und KWD-Mitarbeiter Ulf Bechstein stellen sich den Fragen der Kontrollgruppe des Regierungspräsidiums Leipzig auf der Deponie Spröda. Im Hintergrund erfolgt die Auslagerung von Reststoffballen.

Foto: Ditmar Wohlgemuth

Spröda. Vor genau einen Jahr ging das Zwischenlager der Kreiswerke Delitzsch (KWD) für die heizwertreiche Fraktion (HWRF), die aus der mechanisch-biologischen Abfallbeseitigungsanlage Cröbern kommt und später in der KWD-Anlage in Delitzsch-Südwest zu Ersatzbrennstoffen verarbeitet wird, in Betrieb. Die eingelagerten 500 Kilogramm schweren, in weiße Folie verpackten Ballen dürfen hier nur genau zwölf Monate, so wie es die Zulassung für ein Kurzzeitlager erlaubt, liegen. Das Regierungspräsidium (RP) Leipzig genehmigte den Lagerplatz auf der ehemaligen Altsalzdeponie. Gestern prüfte eine Gruppe um Sachgebietsleiter Michael Fengler, ob die KWD die Termine einhalten.

„Unsere Aufgabe ist es, durch in Augenscheinnahme den Beginn der Auslagerung festzustellen“, sagte Fengler, während seine Kollegin Babett Rüdiger den Auslöser der Digitalkamera drückte. Das Prozedere der Kontrolle vor Ort, also direkt an der Lagerstätte, dauerte keine zehn Minuten. Länger beschäftigten sich die Experten mit der Dokumentation.

Die Vertreter des Umweltfachbehörde sahen, was sie sehen wollten. Baggerfahrer Benno Gayda hob die freigelegten Ballen vorsichtig aus dem Stapel. „Es gibt keine Zwischenräume“, bemerkte KWD-Prokurist Volker Kunze wohlwollend und lobte die Arbeit seiner Kollegen.

Vorfristig hätten die KWD damit begonnen, die Auslagerungsaktion zu starten, stellte Landratsamts-Dezernentin Angelika Stoye fest. Zunächst müsse die Erdschicht, mit der die HWRF abgedeckt sei, entfernt werden. Die Ballen könnten in der umgekehrten Reihenfolge der Einlagerung jetzt den Weg zur Verarbeitung nehmen. Heinz Böhmer, KWD-Geschäftsführer, bestätigte auf Anfrage, dass alle derzeit geborgenen HWRF-Ballen im Gewerbegebiet Delitzsch Südwest der Herstellung des Ersatzbrennstoff Carbo-Light dienen. Eine Lagerung der Ballen an anderer Stelle sei damit ausgeschlossen.

Auf der Deponie fiel Fengler auf, dass einige der weißen Pakete aufgerissen waren sowie nicht gleich auf einen Lkw verladen wurden. Die jetzt erfolgten Beschädigungen seien unkritisch, antwortete KWD-Mitarbeiter Ulf Bechstein. Für die Weiterverarbeitung habe dies keine Auswirkungen. Warum erst eine Bereitstellung erfolgt und damit die Ballen erneut angefasst werden müssen, begründete Kunze mit betriebswirtschaftlichen Zwängen und Containerstellzeiten. „Einen Lkw zu beladen, dauert keine drei Minuten“, so der Prokurist. Das sei kostengünstiger.

Zwischen 100 bis 300 Tonnen gepresste HWRF kamen pro Tag in den vergangenen Monaten in Spröda an. In eben dieser Größenordnung müssen sie jetzt wieder verschwinden. „Derzeit liegen wir bei etwa 100 Tonnen pro Tag“, erklärte Bechstein. Kontrolleur Fengler sah sofort die Differenz, brachte dies aber in den Zusammenhang mit dem erst erfolgten Start der Arbeiten. Er habe keine Bedenken, dass die geforderte Tonnage erreicht wird. „Hier lagerten 52000 Tonnen abzüglich der bereits abtransportierten Ballen“, teilte Kunze mit. Die Fläche ist in etwa mit der Größe zweier Fußballfelder vergleichbar.

Ob im Zuge der Räumung des Platzes neue heizwertreiche Abfälle aus Cröbern in Spröda eingelagert werden, ließ Unternehmenschef Böhmer offen. Das würde zu gegebener Zeit entschieden. Kürzlich kündigten die KWD an, auf ein Langzeitlager auf dem ehemaligen Bauschutt-Recyclingplatz auf der Deponie verzichten zu wollen (wir berichteten)

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch und Umgebung, 11.12.08.2007, Seite 19


Ditmar Wohlgemuth

STANDPUNKT


Von Ditmar Wohlgemuth

Ganz vorsichtig

Vertrauen ist gut, Kontrolle immer noch besser. Die Aufsichtsbehörde kam gestern im Wortsinne ihrer Aufgabe nach. Die Umweltfachbehörde des Regierungspräsidiums Leipzig blickte auf gestapelte weiße Ballen, die auf der Deponie Spröda lagern. Damit war im Grunde genommen die Hauptaufgabe erfüllt. Die Kontrolleure wollten Aktivitäten sehen und sie bekamen sie geboten. Die Kreiswerke hatten kein Problem damit, die Presse dabei zu haben. Einiges, was auf der Deponie lagert, verschwindet unter der Erde. Weil es die Vorschriften so vorsehen und wohl nicht, um hier etwas unter dem Deckel zu halten. Es wird mit offenen Karten gespielt. Mit ebensolchen sollten auch Kritiker des Unternehmens an der Partie teilnehmen. Fairness im Umgang und Sachkenntnisse sind Grundvoraussetzungen, um auf einer Ebene ins Gespräch zu kommen, die beide Seiten näher bringt, um dann ganz vorsichtig wieder Positionen auszutauschen. Die Fronten scheinen zwischen KWD und Bürgerverein Sauberes Delitzsch besonders verhärtet. Miteinander reden sollte trotz allem möglich sein.

@d.wohlgemuth@lvz.de

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch LOKALES, 11./12.08.2007, Seite 17

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