Biotec – Konfikt in Pohritzsch

Von Thomas Steingen

Pohritzsch Seit mehreren Monaten schon schwelt in Pohritzsch zwischen der S.D.R. Biotec Verfahrenstechnik GmbH im Gewerbe- und Industriegebiet und Bewohnern der benachbarten Eigenheimsiedlung ein Streit. Einige Häuslebauer, die sich dort nach der Wende niederließen, fühlen sich auf unterschiedlichste Weise von dem Abfallentsorgungsbetrieb belästigt.

Die Streitpunkte konnten auch am Donnerstagabend bei einer Betriebsbesichtigung, zu der Biotec den Gemeinderat von Neukyhna sowie alle interessierten Bürger eingeladen hatte, nicht ausgeräumt werden. Zu sehr sind offensichtlich die Fronten verhärtet. Zumindest sprachen aber die Streitparteien miteinander und mußten nicht über Dritte, wie zuvor in mehreren Gemeinderatssitzungen geschehen (wir berichteten), kommunizieren. Dabei wurde zwar punktuell Verständnis füreinander ersielt, andererseits klafft die Kluft zwischen Unternehmen und Anwohnern ungemindert weiter. „Ich habe nichts gegen Biotec und seine Mitarbeiter, aber so ein Betrieb gehört nicht hierher“, machte Brit Gronau, die sich um die Jahrtausendwende in Pohritzsch angesiedelt hatte, kein Hehl aus ihrer Ablehnung. Schwere Vorwürfe erhebt sie auch gegen den damaigen Bürgermeister Wolfgang Rademacher, weil er beim Vekauf des Baugrundstückes ihr die wahre Situation um Biotec verschleiert habe. Deshalb fühlt sie sich „verschaukelt“.

Tatsächlich ist das Unternehmen seit seiner Gründung im Jahr 1990 gewachsen und hat seine Abfallbehandlung vervielfacht. Die maximale Jahresleistung beträgt heute 160.000 Tonnen. Biotec behandelt Rückstände aus Müllverbrennungsanlagen oder unterschiedlichste Schlämme. Daraus entsteht ein baustoffähnliches Material, das von Deponien verwendet wird. Der zweite Zweig ist die Entwicklung und Produktion von hochmodernen Glasfaserstoffen. Mit der Produktionssteigerung hat auch der Be- und Auslieferungsverkehr zugenommen, der entweder über Brehna oder Pohritzsch rollt und die betroffenen Anwohner nervt. Er ist einer der Hauptstreitpunkte. Auch am Donnerstag unterstrich Biotec-Geschäftsführer Jörg Schmidt, dass er auf die Speditionsfirmen nur bedingt Einfluss habe und zeigte den Besuchern ein Schriftstück, auf dem die Lasterfahrer mit ihren Unterschriften die Verhaltensregeln bestätigen. Dies hilft den Anwohnern jedoch wenig, da die Brummi-Lenker sich nicht daran halten. Sie würden zu schnell fahren oder währende der Tour Pressluft aus dem Kessel abblasen, hieß es.

Einigkeit herschte bei den ca. 30 Anwohnern und der Biotec-Geschäftsführung in einem Punkt. Eine direkte Anlieferungsstraße würde vieles klären. Diese sei bei der Planung des Gewerbegebietes seinerzeit aufgrund der geringen Verkehrsbewegung gestrichen worden, erklärte Bürgermeisterin Christine Lösch. Aktuelle Verkehrszählungen würden wenig Hoffnung machen, dass sie jetzt genehmigt werden kann. Dies wiederum löst bei den Pohritzschern Unmut aus. „Ich habe den Eindruck, die Gemeinde hat gar kein Interesse daran“, sagte Sigrid Berger, die mit ihren Leidensgenossen dem Vorsatz verließ, „gemeinsam mit den Brehnaern weiter zu kämpfen“.

LVZ, Delitzsch Lokales, 20./21.10.2007, Seite 20


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