Jörg Schmidt: „Der Boden in Pohritzsch ist sauber

Alle Grenzwerte unterschritten / Biotec-Chef kündigt rechtliche Schritte an

Pohritzsch (pfü). In den Bodenproben, die am Mittwoch in Pohritzsch vom akkreditierten Ingenieurbüro Wessling entnommen wurden, sind keine Auffälligkeiten festgestellt worden. Die Pressemitteilung der Deutschen Umwelthilfe (DUH) aus der Vorwoche, wonach hochgiftiges Cadmium und Blei in der Nähe der Abfallbehandlungsanlage von Biotec gefunden worden seien, sind damit entkräftet.

Es liegen keine Verletzungen der Grenzwerte vor“, bestätigte der vereidigte Sachverständige Albert Steinert gestern auf Anfrage der Kreiszeitung. Der Diplom-Chemiker bezieht sich mit dieser Aussage auf die fünf Proben die Jörg Schmidt, Chef der SDR Biotec Verfahrenstechnik, auf Anweisung des Landratsamtes durchführen lassen musste. Der 64-Jährige erweiterte die Maßnahme von sich aus auf insgesamt 14 Messpunkte. Die kompletten Ergebnisse sollen nächste Woche vorliegen. Der 64-Jährige zeigte sich gestern erleichtert: „Der Boden in Pohritzsch ist sauber. Ich habe mit keinem anderen Ergebnis gerechnet.“ Die Ingenieure untersuchten den Boden auf Arsen, Blei, Cadmium, Cyanide, Chrom, Nickel, Quecksilber und Thallium. Schmidt wies zudem an, auch Kupfer und Zink einzubeziehen. 1992, noch vor Inbetriebnahme des Betriebes, wurde der Boden erstmals untersucht. Schmidt verglich gestern die Werte und sagte: „Hier stellt sich sogar eine Verbesserung dar.“ Maria Elander von der DUH wollte die Prüfergebnisse gestern nicht kommentieren, weil sie diese noch nicht vorliegen hatte. „Wir warten auf die Ergebnisse vom Landesamt“, sagte Elander. Die Ergebnisse des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie lagen gestern noch nicht vor. Das Landratsamt hat das Amt zusätzlich nach Pohritzsch beordert und teilte auf Anfrage mit, dass die Ergebnisse beider Prüflabore Anfang nächster Woche bekanntgegeben werden. Schmidt stellte gestern Strafanzeige gegen den Zschepener Dietmar Mieth, Mitglied des Vereins Sauberes Delitzscher Land, der mit der DUH zusammenarbeitet. Der Geschäftsführer erwischte Mieth „auf frischer Tat“, als dieser auf Privatgelände mit einer Videokamera unterwegs war. Schmidt kündigte zudem auch gegen die DUH gerichtliche Konsequenzen an, die mit ihren „unseriösen Veröffentlichungen geschäftsschädigend aufgetreten ist“.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburger Kreiszeitung - Tiltelseite, 28.02.2009/01.03.2009



Aufgespiesst


Von Frank Pfütze

Pohritzsch lebt!

Wenn Sie ihren Nachbarn mal so richtig ärgern wollen, dann nehmen sie eine Schippe Dreck und breiten Sie über ihm aus. Symbolisch. Denn sie nehmen den Dreck natürlich und schicken ihn einfach zur Deutschen Umwelthilfe. Die lässt ihn von einem staatlich anerkannten Labor analysieren. Und wenn dann jede Menge Giftstoffe, beispielsweise Cadmium und Blei, darin entdeckt werden, steht fest: Der Boden ist verseucht. Der Spaßfaktor hängt natürlich sehr wesentlich davon ab, wie viel Blei und Cadmium sie die Labore entdecken lassen. Es ist Karnevalszeit, da verkraften Spaßvögel durchaus auch den Hinweis, dass es bei Ihnen beim Strullern im Dunkeln leuchtet, seit sie die geklauten Äpfel aus Nachbars Garten essen. Äußern sie dann noch große Besorgnis oder gar Angst, dürfen sie sich der uneingeschränkten Unterstützung der Umweltorganisation gewiss sein. Was sich dann in Bewegung setzt, war in dieser Woche in der Biotec-Gemeinde Pohritzsch zu erleben. Zu DDR-Zeiten soll es einen faulen Bauern gegeben haben. Der war jedoch schlau und hat einem Freund in Holland am Telefon erzählt, er hätte Waffen auf seinem Acker vergraben. Eine Woche später schrieb er diesem Freund einen Brief: „Die Stasi war da. Das Feld ist umgepflügt. Du kannst die Tulpenzwiebeln schicken ...
Zurück nach Pohritzsch. Wenn die Nachbarn keinen Spaß verstehen: Dreck schleudern oder verschicken unbedingt überdenken. Nicht über-, einfach nur denken sollte der umweltpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, Johannes Lichdi. Denn mit seiner aktuellen Pressemitteilung – die es aufgrund ihres Inhaltes nur in diese Kolumne schafft – ist er völlig auf dem Holzweg. Er halte es für völlig verfehlt, dass SDR Biotec „Bodenproben im Betriebsgelände selbst nehmen soll", kritisiert Lichdi. Und weiter: „Da kann ich ja gleich den Bock zum Gärtner machen. Ich fordere, dass die sächsischen Behörden Proben nehmen und analysieren lassen. Ansonsten besteht die Gefahr einer Verschleierung“, betont der Abgeordnete. Wenn er wirklich nicht weiß, dass Biotec verpflichtet ist, Proben durchführen zu lassen und auch dafür zu bezahlen, wäre das eine Bankrotterklärung. In seiner Funktion müsste er die gesetzlich vorgeschriebenen und unerträglich aufwändigen Kontrollmechanismen kennen. Anscheinend tut er das jedoch nicht. Wenn er dann noch fordert, dass die sächsischen Behörden Proben nehmen, ist das schon unverschämt unwissend. Denn das Landesamt für Landwirtschaft, Geologie und Umwelt ist so eine Behörde. Die war am Mittwoch in Pohritzsch und hat Proben entnommen. Vielleicht ist Lichdi aber auch nur Wahlkämpfer.

@f.pfuetze@lvz.de

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburg - Leben im Landkreis, Seite 22, 28.02.2009/01.03.2009


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