Zahlen und Fakten entlasten den Spargelhof

Ergebnisse der Proben bestätigen: Edelgemüse aus Kyhna ist absolut hochwertig und der Boden in Ordnung

Von Frank Pfütze

Kyhna. Das Landratsamt Nordsachsen präsentierte gestern die Analysewerte der Bodenbeprobungen aus den Spargelfeldern in Kyhna. Die Schwermetallgehalte aller analysierten Proben, die nach den geforderten Standards vom Leipziger Umweltinstitut Synlab genommen wurden, liegen weit unterhalb der Vorsorgewerte des Bundesbodenschutzgesetzes. Alle gemessenen Werte befänden sich im Bereich der natürlichen Hintergrundwerte des Bodenatlas für den Freistaat Sachsen, schreibt die Behörde in einer Pressemitteilung.

Geschäftsführer Werner Bayer studierte gestern das riesige Zahlenwerk und musste sich dabei durch etliche Seiten arbeiten, die mit Zahlen und Fakten gefüllt waren. Das Ergebnis stellte den angeschlagenen Spargelbauern zufrieden. „Ich habe dem Prüfbericht entnommen, dass wir sehr weit unter sämtlichen Werten liegen. Beim Kadmium ist die Nachweisgrenze nicht einmal erreicht. Auch Blei liegt weit, weit unter dem Grenzwert. Die Untersuchungen reichen von Zink bis Kupfer. Alle relavanten Schwermetalle sind nach Bodenschutzverordnung untersucht worden. Alle Werte sind sehr, sehr niedrig.

Vor allem hofft der Unternehmer nun, dass die Diskussionen aufhören, er und seine Mitarbeiter endlich wieder in Ruhe arbeiten können. Am Wochenende ist zudem das große Hoffest geplant. Die Produktion läuft weiter auf Hochtouren. Die abgesprungenen Großkunden wollen eigene Probenergebnisse auswerten und dann Entscheidungen treffen. Nordsachsens Landrat Michael Czupalla (CDU) sieht sich in seiner Überzeugung von der hervorragenden Qualität des Spargels aus Kyhna, aber auch der anderen Produkte der regionalen Landwirtschaft, bestätigt. „Es ist unverantwortlich! So kann man mit Unternehmen, die Arbeitsplätze sichern und schaffen, nicht umgehen. Man kann erwarten, dass solche Themen sensibel betrachtet werden, Äußerungen auf Fakten beruhen und man sich einmal im Unternehmen vor Ort umschaut. Darüber hinaus wünschte ich mir, dass meine Behörde, die im Übrigen bereits seit Januar eine hervorragende Arbeit diesbezüglich leistet, vorher einmal befragt worden wäre“, so Czupalla.

Staatsminister Frank Kupfer (CDU) sprach gestern davon, dass auf „miese Weise Panik“ gemacht wurde, zu Lasten der ganzen Region. „Herr Lichdi ist kein Laie, sondern umweltpolitischer Sprecher seiner Grünen-Landtagsfraktion. Er müsste wissen, dass es einen Unterschied zwischen Schadstoffen im Boden und Schadstoffen in der Luft gibt, wo die Grenzwerte liegen und dass es für beides unterschiedliche Messverfahren gibt. Wenn ein Experte das alles durcheinander bringt und wider besseren Wissens von Gefährdungen spricht, dann verunsichert er die Bürger und nimmt die Gefährdung von Arbeitsplätzen bei den Spargelerzeugern bewusst in Kauf.“ Das Umweltministerium ist in Pohritzsch nicht tatenlos. Mit dem Landratsamt und der Firma SDR Biotech gibt es eine intensive Zusammenarbeit.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburg – LOKALES, Seite 15, 15.05.2009


CDU Delitzsch kommt zum Essen

Delitzsch (dom). Als Reaktion auf die jüngsten Irrungen und Wirrungen rund um den Kyhnaer Spargelhof hat der Stadtverband der Delitzscher CDU gestern Abend auf seine Art Solidarität bekundet. Parteichef Mathias Plath machte sich zusammen mit zwei Dut- zend christdemokratischen Stadträten, Kandidaten bei der Kommunalwahl am 7. Juni sowie weiteren Mitgliedern kurz entschlossen auf nach Kyhna, um Spargel zu essen. „Damit wieder ein paar Euro in die Kasse des Unternehmens kommen“, sagte Plath.

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburg – LOKALES, Seite 15, 15.05.2009



STANDPUNKT


Von Frank Pfütze

Verantwortung zeigen

Der Kyhnaer Spargelhof ist rehabilitiert, was die Qualität des Bodens und der Produkte anbelangt. Es gibt keinerlei An- haltspunkte, welche den Nichtverzehr von landwirtschaftlichen Produkten rechtfertigen würde. Die ganze Aktion bleibt als erneute Luftnummer und peinliches Schmieren-Theater in Erinnerung. Nach dem Pohritzscher Obst war leider nur für kurze Zeit Frieden im sauberen Delitzscher Land eingekehrt. Der Spargelhof folgte als nächstes Opfer. Die Verursacher sind bekannt. Wer was nicht gesagt und getan haben will, das ist eigentlich unerfreuliche Nebensache. Denn noch immer kämpft der Spargelbauer in Kyhna um verlorengegangenes Vertrauen und um seine Großabnehmer. Der Schaden beziffert sich momentan auf massive Absatzprobleme und 42 Beurlaubungen. Die politischen Entscheidungsträger sind gefordert, Schadensbegrenzung zu betreiben. Es muss transparent dargestellt werden, was es mit der Luft auf sich hat, sonst sind Spekulationen weiterhin Türen und Tore geöffnet. Die Abfallbehandlungsanlage SDR Biotec in Pohritzsch ist eine streng überwachte Firma. Einen gesetzeskonformen Prüfbericht, der Grenzwertüberschreitungen ausweist, gibt es nicht. Es liegen lediglich Einzelbewertungen vor. Die wiederum sind, auch wenn sie Überschreitungen in Sachen Feinstaub darstellen, nicht aussagefähig, weil der Messzeitraum über zwölf Monate gehen muss. Aber Eventualitäten und eigeninterpretierte Werte reichen aus, um Firmen fast auszulöschen. Sachsens Umweltminister Frank Kupfer (CDU) muss schnell Verantwortung zeigen. In wenigen Wochen beginnt die Erdbeer-Ernte. Und Fanatiker sind ja bekanntlich beratungsresistent.

@f.pfuetze@lvz.de

Leipziger Volkszeitung, Delitzsch-Eilenburg - LOKALES, Seite 15, 15.05.2009


 »»» weitere Zeitungsartikel

 »»» zur Startseite