Eon: Fünf Altholz-Kraftwerke vorgesehen

Das neue Projekt in Emden macht der Prokon-Anlage in Papenburg Konkurrenz

Hannover/Emden. Die Eon Kraftwerke GmbH hat angekündigt, bundesweit führender Betreiber von Altholz-Kraftwerken mit insgesamt fünf Projekten werden zu wollen. Drei davon waren bislang in der Öffentlichkeit bekannt - und zwar in Zolling bei München, dem sächsischen Delitzsch sowie in Landesbergen bei Minden, wo sich die Stadtwerke Hannover mit 50 Prozent an dem 20-Megawatt-Kraftwerk beteiligt haben (NEUE ENERGIE 3/2003).

Als Ersatz für das am Widerstand von Behörden, Politik und Bevölkerung gescheiterte Projekt in Stapelfeld im südholsteinischen Kreis Stormann (NEUE ENERGIE 3/2003) ist nun ein ebenfalls auf 20 MW elektrische Leistung ausgelegtes Kraftwerk in Kaltenkirchen (Kreis Segeberg) nördlich von Hamburg vorgesehen. Allerdings hat sich auch hier schon eine Anti-Kraftwerks-Initiative gegründet. Zudem haben sich nur die Liberalen und Sozialdemokraten im Stadtrat gegen das Biomasse-Kraftwerk ausgesprochen. Nach einem Bericht des HAMBURGER ABENDBLATTS hat die CDU-Fraktion erklärt, dass sie nicht allein mit ihrer Mehrheit den Weg für das Kraftwerk freimachen will.

Nächstes Hindernis: Der gültige Bebauungsplan für den Standort lässt zurzeit eine Geschosshöhe von maximal 16 Metern zu, das Kesselhaus ragt aber 40 Meter in die Höhe. Wenn Eon in Kaltenkrichen zum Zuge kommen will, muss die Stadtvertretung den B-Plan schnellstens ändern. Der Energiekonzern braucht nach der Biomasseverordnung bis Ende Juni nächsten Jahres eine Betriebsgenehmigung, um in den Genuss einer erhöhten Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz zu kommen.

Keine öffentlichen Widerstände gibt es beim fünften Eon-Projekt im Hafen von Emden. Dort ist auf dem Gelände des eingemotteten Gaskraftwerkes der früheren Preussen Elektra AG, die im Eon-Konzern aufgegangen ist, die Grundsteinlegung für das neue Biomasse-Kraftwerk für Anfang September vorgesehen. An der Betreibergesellschaft sind zurzeit neben Eon Kraftwerke mit 30 Prozent, der Regionalversorger Energieversorgung Weser-Elbe AG (EWE) mit 55 sowie die Stadtwerke Emden GmbH mit 15 Prozent beteiligt. Im Gespräch ist, dass die swb AG (ehemals Stadtwerke Bremen), 25 Prozent von der EWE-Scheibe übernimmt. Vorgesehen ist auch, dass die in Emden produzierte Wärme (insgesamt 30 MW) vom nahen VW-Werk abgenommen wird. Noch fehlt aber ein Vertrag.

Gesichert ist nach Worten von Clemens Tauber, Sprecher von Eon Kraftwerke, die Brennstoffversorgung für alle fünf Kraftwerke und "zwar 20 Jahre lang, davon können Sie ausgeben." Der Jahresbedarf der baugleichen Kraftwerke liegt bei etwa 130.000-150.000 Tonnen. Für das Emder Kraftwerk sollen nach Informationen der NEUEN ENERGIE allein 100.000 t aus den Niederlanden per Schiff angeliefert werden.

Dieses Volumen bezweifelt Andre Hamers, der bei der Prokon Nord Energiesysteme GmbH als Projektleiter für den Bau des Biomasse-Kraftwerkes im emsländischen Papenburg zuständig ist: "Nach unseren Informationen sind solche Mengen auf dem ohnehin begrenzten Markt in den Niederlanden nicht verfügbar." Auf die Konkurrenz im von Papenburg nur 50 Kilometer entfernten Emden ist Hamers nicht gut zu besprechen: "Das treibt die Preise für Altholz noch höher und geht zu Lasten unserer Wirtschaftlichkeit"

Pikanterie am Rande: Wie Prokon gehört auch die EWE AG zu den Gesellschaftern der Offshore-WindTechnology (OWT) GmbH. Hamers wenig erfreut: "Sitzen wir bei OWT gemeinsam im Boot, arbeitet der Regionalversorger in Emden gegen uns."

Angesichts der neuen Konkurrenz und auch um die Investitionskosten in Höhe von rund 46 Millionen Euro schultern zu können, haben sich die Ostfriesen entschlossen, das Angebot der Stadtwerke Bochum GmbH anzunehmen, sich für rund sechs Millionen Euro an Papenburg zu beteiligen. Damit hält, der Kommunalversorger 38 Prozent an der Betriebsgesellschaft.

Noch eine weitere Entscheidung dürfte Prokon gut tun: Der Vattenfall-Konzern hat das Unternehmen aus Leer beauftragt, in Hamburg neben der Müllverbrennungsanlage Borsigstraße als Generalübernehmerin ein Altholz-Kraftwerk mit 20 MW Leistung zu planen und bauen.

Magazin für erneuerbare Energien "Neue Energie" 07/2003, Seite 102